Das Leben der Lilly Jahn 1900 - 1944
von Martin Doerry
Lesung: Gundula Kirchner und
Detlef Puhl
eingerichtet von Jutta Berendes
zur Woche der Brüderlichkeit 2006
Lilli Jahn wächst in der Geborgenheit einer wohlhabenden jüdischen Familie in Köln auf.
Anfang der zwanziger Jahre studiert die selbstbewußte junge Frau Medizin, sie genießt Theater und Konzerte und sie diskutiert leidenschaftlich mit ihrem protestantischen Freund und späteren Ehemann Ernst über Literatur, Kunst und Rel
igion.
Nach der von Lillis Eltern mit Skepsis betrachteten Heirat zieht das Paar nach Immenhausen bei Kassel und eröffnet eine gemeinsame Arztpraxis.
Lilli Jahn bringt fünf Kinder zur Welt, während sich langsam das Gift der nationalsozialistischen Politk in ihr Leben frißt.
Ihr Mann hält dem äußeren Druck nicht stand und läßt sich 1942 von ihr scheiden. Damit ist sie dem NS-Regime schutzlos ausgeliefert.
Sie wird in ein Arbeitserziehungslager gebracht, ihr Sohn und ihre vier Töchter müssen den Alltag im Krieg von nun an allein bewältigen.
Hunderte von Briefen, die dank glücklicher Umstände im Original überliefert sind, zeuen von dem verzweifelten Kampf der Mutter und ihrer Kinder um den Zusammenhalt in der Familie.
Immer wieder gelingt es Lilli Jahn, heimlich Briefe aus dem Lager zu schicken.
Und auch ihre Kinder schreiben unermüdlich, als wollten sie die Mutter mit möglichst vielen brieflichen Liebesbekundungen wieder zurückholen.
Doch Krieg und Verfolgung nehmen ihren verhängnisvollen Lauf:
Die Kinder werden in Kassel ausgebomt, Lilli Jahn kommt im Juni 1944 in Ausschwitz ums Leben.
Martin Doerry, geboren 1955, ein Enkel Lilli Jahns, studierte Germanistik und Geschichte in Tübingen und Zürich.
Seit 1987 arbeitet er für den "Spiegel", seit 1998 ist er stellvertretender Chefredakteur.
Doerry, Martin: "Mein verwundetes Herz": Das Leben der Lilly Jahn 1900 - 1944. - Stuttgart: Dt. Verl.-Anst. 2002.